Was sind eigentlich Kriecherl?

Pflaumenvielfalt und Begriffsverwirrung

Pflaumen – oder genauer gesagt die Hauszwetschke – kennen wir aus dem eigenen Garten. Doch dann gibt es da noch Kriecherl, Mirabellen und Ringlotten. Ist das nicht alles das Gleiche?

Nicht ganz. Sie gehören zwar alle zur Gattung Prunus (Pflaumen), wie auch unsere Zwetschken (und sogar die Schlehen), doch sie sind unterschiedliche Arten bzw. Unterarten. Davon gibt es ganz schön viele – die wohl bekannteste ist die Zwetschke. Für viele dieser Arten existieren zudem regionale Namen und Bezeichnungen, was oft für zusätzliche Verwirrung sorgt.

Kriecherl – die Wilde

  • Ursprüngliches Wildgehölz – Halbkulturpflanze, wurzelecht (unveredelt)

  • Bereits vor rund 3.000 Jahren in Europa kultiviert

  • In Deutschland auch als Haferschlehe bekannt

  • Farblich und geschmacklich regional unterschiedlich:

    • Waldviertler Kriecherl: grün-gelb, nur dort heimisch – eine Slow Food Arche-Pflanze
      Mehr dazu hier

    • In anderen Regionen eher blau mit säuerlicherem Geschmack

  • Wenig Zucker, aber viel Säure → ideal für Marmelade (gute Gelierfähigkeit)

  • Nicht steinlösend → daher ungeeignet für Kuchen mit ganzen Früchten

  • Früher oft mit Kern getrocknet und gegessen

Ringlotten & Mirabellen – die Edlen

Beide zählen zu den veredelten Sorten, also nicht wurzelecht.

Ringlotten (auch Reineclaude oder Reneklode)

  • eine Sorte der Prunus domestica

  • Groß, sehr süß, wenig Säure, ausgezeichneter Geschmack

  • Am besten frisch genießen oder für Kuchen verwenden

Mirabellen

  • Klein wie Kriecherl, aber ebenfalls veredelt

  • Aus Frankreich eingeführt – unter anderem im Salzburger Mirabellgarten kultiviert

  • Süß, aromatisch, mit geringer Säure

  • Gut zum Rohverzehr oder für die Schnapsherstellung geeignet

Kirschpflaume – die Andere

  • Nicht mit dem Kriecherl zu verwechseln, obwohl sie sich äußerlich ähneln

  • Stammt ursprünglich aus dem Kaukasus

  • Wird häufig als Veredelungsunterlage für andere Obstsorten verwendet (z. B. Zwetschken, Marillen, Ringlotten)

  • In Gelb und Rot erhältlich

  • Viele regionale Namen: Türkenkirsche, Sterninkel, Därgelkersch – in Bayern oft „Kriachlbaum“ genannt (leider auch oft Kriecherl obwohl es keines ist!)

  • Wird auch unter dem Namen Mirabolane oder Myrobalane geführt

Fazit

Mirabellen lassen sich meist noch recht gut identifizieren. Doch ob es sich um ein Kriecherl oder eine Kirschpflaume handelt, ist auf den ersten Blick oft nicht so leicht zu erkennen.

Kriecherl sind meist kleiner, festfleischig, säuerlich und haben einen Kern, der sich kaum vom Fruchtfleisch löst. Sie gelten als wurzelechtes Wildobst mit langer Tradition.

Kirschpflaumen hingegen stammen ursprünglich aus dem Kaukasus, wachsen heute oft verwildert und blühen sehr früh im Jahr. Sie sind etwas größer, geschmacklich milder – ebenfalls mit schwer lösbarem Stein.

Die gute Nachricht: Man kann beide gut verwenden.
Mein Tipp: Einfach kosten – und nach dem Geschmack gehen!

 

Die Pflaumen im Überblick

 

Name Wissenschaftlicher Name Bemerkung
Zwetschke / Zwetschge Prunus domestica subsp. domestica Unterart der Pflaume, meist länglich, steinlösend
Kriecherl Prunus domestica subsp. insititia Wurzelecht, kleinfrüchtig, Wildgehölz, Halbkulturpflanze
Ringlotte / Reineclaude Prunus domestica (Sorte: Reineclaude) Große, runde Früchte, edle Kultursorte
Mirabelle Prunus domestica var. syriaca Klein, gelb, süß, veredelt
Kirschpflaume (auch Myrobalane) Prunus cerasifera Früh blühend, oft verwildert, aus dem Kaukasus
Schlehe / Schwarzdorn Prunus spinosa Wildobst, Gerbstoffdroge
Marille / Aprikose Prunus armeniaca Wird häufig auf P. cerasifera veredelt

2 Kommentare

  1. Veröffentlicht von Doris am August 2, 2025 um 8:37 am

    Hallo
    Mir völlig egal wie diese Früchte heißen. Ich mache Marmelade daraus. Hier im Salzlandgebiet wachsen ganze Alleen der Büsche an den Wegrändern entlang. Ein Paradies für mich. Aus unreifen Früchten habe ich vor ein paar Wochen die georgische Sauce Tkemali gekocht. Das Wetter ist zur Zeit schlecht, sonst würde ich weiter sammeln, gibt noch wilde Pflaumen .



  2. Veröffentlicht von Sibylle Stromberger am August 2, 2025 um 11:59 am

    Hallo, hab gerade erst vor kurzem aus den „Zwiebalan“ köstlich säuerliches Gelee gemacht. Perfekt für Torten und Kekse zum Beschmieren.
    Glg Sibylle Stromberger aus St. Veit an der Glan



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